31. Mai 2023
In der Finanzwelt sehen viele schnell vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Das muss nicht sein. Der Portfoliomanager Andreas Beck erklärt, welche sechs grundsätzlichen Anlage-Strategien es gibt und wie sein derzeitiger Investment-Ansatz aussieht.
Bei der Geldanlage gibt es tausende vermeintlich einzigartige Strategien, die angeblich zur erfolgreichen Vermögensbildung führen sollen. Da kann man schnell den Überblick verlieren. „Viele Anleger denken, man weiß nicht, was kommt – aber das stimmt gar nicht“, sagt der Optimist Andreas Beck im Gespräch mit Mario Lochner. Demnach gibt es seiner Beobachtung nach im Kern lediglich sechs verschiedene Arten zu investieren.
Beck unterscheidet Anleger hierfür zunächst nach der Breite ihres Portfolios. Während die einen diversifiziert streuen und meistens über Indexfonds möglichst den ganzen Markt mitnehmen wollen, suchen die Stockpicker auf der anderen Seite einzelne Wertpapiere heraus, mit denen sie den Markt schlagen wollen. Diese beiden Herangehensweisen haben Andreas Beck zufolge jeweils drei Handlungsalternativen: zyklisch, passiv oder antizyklisch investieren.
Die Zykliker kaufen Aktien nach, wenn sie gerade gut performen, passive Investoren justieren ihre Portfolio-Allokation regelbasiert nach, wenn sie sich durch das Auf und Ab der Kapitalmärkte verändert und Antizykliker kaufen Aktien, wenn sie gerade schlecht performt haben. Im Video erklärt Beck außerdem, warum das „passive“ Investieren viel aktiver ist, als es der Name suggeriert, da dieser Ansatz Aktivität verlangt, wenn sich die Portfolio-Allokation verändert. Auch Indexfonds seien alles andere als passiv, da sie ihre Gewichtung ständig verändern. In der Praxis ist der passive Ansatz auch häufig nah am antizyklischen, da Aktien ihren angestrebten Portfolioanteil dadurch verlassen, dass sie besonders gut oder schlecht performt haben.
So reagieren die sechs unterschiedlichen Investment-Ansätze auch unterschiedlich auf Schwankungen am Kapitalmarkt. Zykliker erkaufen die Wertstabilität ihres Portfolios mit einer geringeren Langfristrendite, da sie bei Marktabschwüngen sofort ihre Positionen auflösen. In gewissen Konstellationen kann dieses Handeln allerdings genau dem Anlageziel entsprechen, beispielsweise wenn Portfolios kurzfristig Stabilität garantieren sollen. Zykliker sollten Beck zufolge jedoch eher nicht auf einzelne Aktien setzen, da sie im Extremfall Totalverluste hinzunehmen haben, bevor sie reagieren können.
Andreas Beck selbst verfolgt den antizyklischen Ansatz mit breiter Streuung. In seinem Global Portfolio One sind Schwellenländer mit fast 12 Prozent überrepräsentiert im Vergleich zum All Countries World Index von MSCI. In den letzten Jahren haben die Schwellenländer deutlich schlechter rentiert als Europa und Nordamerika. Beck sagt, dass chinesische Aktien „auf den ersten Blick so billig wie nie sind“. Der Eindruck täusche jedoch, da für eine realistische Bewertung ein politischer Risikoabschlag notwendig ist. Dieser Abschlag ist auch der Grund, weshalb er tendenziell seinen Schwellenländer-Anteil trotz antizyklischem Ansatz noch leicht verringern würde.
Becks Investment-Ansatz und seine Erklärungen zu den sechs Anlage-Arten kannst Du auch direkt hier im Video von Mario Lochner nachhören. Er spricht etwa ab Minute 39 darüber.
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