Gold

Gold macht dich arm

Christian Thiel

Christian Thiel

11. Februar 2023

Gold hat immer wieder Konjunktur. Besonders in Deutschland erfreut sich das Edelmetall großer Beliebtheit. Doch Gold war, ist und wird immer eine schlechte Geldanlage sein. Christian Thiel hat die historischen Renditen untersucht. Er erklärt, warum Du die Finger vom Gold lassen solltest.

Der Goldpreis ist in den letzten Monaten stark gestiegen. In kurzer Zeit ging es von 1.750 Dollar je Feinunze Gold auf 1.950 Dollar hoch. Kommt jetzt eine neue Rallye beim Gold? Macht eine Anlage in Gold dich also reich?

Als Gold-Realist ist meine Antwort natürlich ein klares „Nein“.

Das derzeitige Kursziel für Gold liegt nicht etwa bei 3.000 Dollar (oder gar 50.000 Dollar), wie die Anhänger des gelben Edelmettalls gerne behaupten. Der Edelmetall-Experte Claude Erb kam in einer Untersuchung vor zehn Jahren sogar zu einem erwarteten Wert von nur 350 Dollar.

Warum ist Gold dann aber in den vergangenen Wochen so stark angestiegen? Gold dient bei wirtschaftlicher Unsicherheit als Hafen der Sicherheit. Immer wenn an den Aktienmärkten also große Unsicherheit herrscht, steigt Gold eine Zeitlang. Danach geht der Abwärtstrend weiter.

Beim letzten großen Bärenmarkt für Gold (1981-2000) ging das über 20 Jahre so. Gold fiel und fiel. Aber natürlich nicht jeden Tag oder jeden Monat. Immer wieder gab es auch gute Zeiten für das Edelmetall – und danach rauschte es doch weiter in den Keller.

Wer den Kurs von Aktien kurzfristig voraussagen will, der könnte genauso gut eine Münze werfen. Etwa die Hälfte der Tage steigen Aktien - die andere Hälfte sinken sie. Auf lange Sicht sieht es dagegen ganz anders aus. Wer langfristig anlegt, macht immer Gewinn. Im Bild: Der amerikanische Index S&P 500 über 100 Jahre. Aus weniger als 1 Dollar wurde in dieser Zeit mehr als 10.000 Dollar.

Aus einem Dollar, angelegt im Index S&P 500 wurden in 100 Jahren 12.000 Dollar. Das sind 1,2 Mio. Prozent.

Drei Fakten die du über Gold wissen solltest

Du brauchst nur den Goldpreis über 100 Jahre zu nehmen (gibt es im Internet) und dann noch einen Inflationsrechner dazu (gibt es im Internet) und einen CAGR-Rechner (gibt es auch im Internet) dann siehst du zweierlei:

Erstens hat der Goldpreis in 100 Jahren gerade einmal um 8.900 Prozent zugelegt, während der Index S&P500 in der Zeit 1.200.000 Prozent erbracht hat. So stark summieren sich die durchschnittlich knapp 10 Prozent, die der Index im Jahr gestiegen ist, durch den Zinsenszins-Effekt.

Das ist der Grund, warum Warren Buffet sein Geld in solide Unternehmen anlegt. Warum sollte er 10 Prozent seines Geldes für so eine schlechte Performance abzweigen?

Zweitens konnte Gold, wenn du nur bis 2002 rechnest, inflationsbereinigt sogar keinerlei Gewinn machen. In Zahlen: 0.

Und da es im Internet auch inflationsbereinigte Charts für Gold gibt, habe ich hier einen solchen Chart für dich heruntergeladen:

Der Preis von Gold ist seit 1913 von 20 Dollar (ohne Inflationsbereinigung) auf 370 Dollar gestiegen. Exakt genau so viel macht auch die Inflation in dieser Zeit aus. Von den 8.900 Prozent die Gold seit 1914 gestiegen ist, bleiben also bis heute (2023) gerade noch gut 400 Prozent übrig.

400 Prozent in 100 Jahren – das ist schrecklich wenig. Mit dem CAGR-Rechner ist leicht zu ermitteln, was Gold (im Moment) inflationsbereinigt in einem Jahrhundert erbracht hat.

Es sind: 1,62 Prozent.

Noch!

Sinkt Gold tatsächlich wieder auf 350 Dollar, wie Claude Erb es sagt, oder auch „nur“ auf 450 Dollar, dann sind es wiederum – Null Prozent.

Drittens. In den Medien ist gerne davon die Rede, dass Gold sehr selten ist. Derzeit sind auf der Erde in den vergangenen Jahrtausenden rund 160.000 Tonnen Gold gefördert worden. In der Erdkruste befinden sich allerdings unglaubliche 30 Milliarden Tonnen Gold!

Bild von http://iamgold.com

Bild von http://iamgold.com

Dieses Gold abzubauen lohnt in der Regel aber nicht. Noch nicht! Mit der Entwicklung von neuen technischen Verfahren und Geräten zum Abbau könnte sich ein Teil dieser Reserven in 10 oder 20 Jahren möglicherweise sogar ganz leicht fördern lassen. Geht das in Form eines Tagebaus, wie beim brasilianischen Konzern Vale, dann ist es besonders günstig.

Was dann passiert? Der Goldpreis fällt stark nach unten.

Die beiden wichtigsten Gründe für die miese Performance von Gold im 20. Jahrhundert sind damit auch klar: Neue technische Verfahren zur Goldgewinnung. Und neue Großgeräte, die die Goldgewinnung erleichtern. Sie haben es ermöglicht, dass in keinem Jahrhundert zuvor so viel Gold gefördert wurde, wie im 20. Jahrhundert.

Mehr als 80 Prozent der bisherigen Goldproduktion der Menschheit, so schätzt das amerikanische United States Geological Survey, wurden nach 1900 gefördert. Und diese technischen Neuerungen haben dazu geführt, dass der Goldpreis (inflationsbereinigt) mehr oder weniger gleich blieb. Bis auf die starken – spekulationsgetriebenen – Schwankungen.

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Im brasilianischen Salobo baut der Konzern Vale Kupfer im Tagebau ab. Bei der Verarbeitung des Kupfers scheidet er auch Gold ab (Kuppelproduktion). Sein Preis: Gerade einmal 400 Dollar die Feinunze.

Gold lohnt nicht

Die Zahlen sprechen eine sehr deutliche Sprache. Und diese Fakten legen alles andere als eine Anlage in Gold nahe. Die Fakten sagen: Gold lohnt nicht! Eine Anlage in Gold macht dich arm.

Alleine die Entdeckung von nur drei oder vier großen Kupfervorkommen, vergleichbar mit dem der Salobo-Mine des Bergbaukonzerns Vale in Brasilien, die im einfachen Tagebau nebenbei große Mengen an Gold fördert, kann den Goldpreis stark unter Druck setzen. Vale verkauft sein dort gefördertes Gold derzeit für gerade einmal 400 Dollar. Die reinen Förderkosten dürften noch niedriger liegen.

Goldminen fördern schon für 300 Dollar

Das gilt aber nicht nur für die Kuppelproduktion von Gold (meist zusammen mit Kupfer). Auch reine Goldminen können, werden sie im Tagebau betrieben, Kosten von gerade einmal 300 Dollar erreichen, wie etwa die Kodieran Goldmine in Mali. Werden mehr solche, leicht ausbeutbaren Vorkommen gefunden, sinken die Förderkosten drastisch. Das kann dazu führen, dass Gold nicht einmal mehr seinen berühmten Inflationsschutz gewährleistet. Auch deshalb kann Gold dich arm machen.

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Die Hälfte des geförderten Goldes kostet in der Produktion weniger als 600 Dollar.

Wieso sind Gold-Fans dann trotzdem so sehr davon überzeugt, dass Gold eine gute Anlage ist – und dass Warren Buffet sich irrt?

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Der deutsche Sonderweg

Deutschland hat in den vergangenen einhundert Jahren gleich zwei Mal eine extreme Entwertung des umlaufenden Geldes erlebt. Das erste Mal in der Hyperinflation der Jahre 1922/23. Und dann noch einmal nach dem Ende des Krieges. In beiden Fällen war es lohnend, sein Geld in Gold angelegt zu haben.

Das wirkt noch bis heute nach. Viele Menschen in Deutschland glauben nach wie vor fest, dass eine Anlage in Gold sich lohnt. Und deshalb raten auch manche seriöse Anlageberater in Deutschland noch immer dazu, 10 Prozent des Vermögens in Gold anzulegen.

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Warum Warren Buffet kein Gold kauft

Warren Buffet, der immerhin über 100 Milliarden Dollar besitzt, könnte dir genau erklären, was ihm ein Investment in Gold gebracht hätte: Ziemlich genau 400 Prozent wären auf diese Weise in 50 Jahren drin gewesen. Er hätte damit der Inflation ein Schnippchen geschlagen – keine Frage. Mehr aber auch nicht.

Seine eigene Anlagestrategie aber hat 1,8 Millionen Prozent eingefahren. Buffets Holding, Berkshire Hathaway, gehört zu den erfolgreichsten Aktien der Welt. Bei einer Anlage von 10 Prozent seines Geldes in Gold wäre Buffet heute nur 90 Milliarden schwer. Auch nicht schlimm. Das ist für ihn noch genug Geld, mehr als er überhaupt brauchen kann.

Aber ob du bis zu deiner Rente 100.000 € zurücklegen kannst oder nur 90.000€, das ist dir möglicherweise alles andere als egal. Mein Rat bleibt: Lass vom Gold lieber die Finger. Denn Gold macht dich arm.

Im Dezember hat Gerd Kommer auch einen Text über Gold in der Kleinen Finanzzeitung veröffentlicht. Du findest ihn hier.

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