Wie die Industriepolitik in Richtung Rüstung geht

Die Zeiten grüner Industriepolitik sind endgültig vorbei. In den nächsten Jahren wird stattdessen die Rüstungsindustrie in den Vordergrund rücken. Die Entwicklung lässt sich am Aktienmarkt schon lange ablesen.
Der europäischen Industriepolitik steht eine grundlegende Veränderung bevor. Diese Veränderung geht in Richtung Rüstungsindustrie. Über Jahre standen Fragen einer grüneren, nachhaltigeren Industriepolitik in Europa im Mittelpunkt der Diskussion. Das ist vorbei. Zu verdanken ist das Vladimir Putin und Donald Trump – und dem engen Bündnis, das der amerikanische Präsident mit Russland sucht.
Europa plant jetzt und in den kommenden Monaten und Jahren für einen Aufbau einer eigenen, starken Rüstungsindustrie. Das ist der Grund, warum gleich mehrere Charts des Unternehmens Rheinmetall über fünf Jahre, über ein Jahr und über vier Wochen über diesen Text verteilt sind. Sie gehen allesamt nach oben.
Rheinmetall-Aktie auf 5-Jahres-Sicht
Die politischen Ereignisse der letzten Tage und Wochen haben Rüstungsaktien wie Rheinmetall eine extreme Sonderkonjunktur beschert. Die Aktie ist in den letzten vier Wochen noch einmal um 55 Prozent gestiegen und damit auf Fünfjahressicht um über 1.000 Prozent im Plus.
Das hätte auch ganz anders kommen können. Ein besonnenerer Donald Trump hätte dafür sorgen können, dass sich die Lage im Krieg Russlands gegen die Ukraine zu Lasten Russlands verschiebt. Das hätte die Bedrohung für Europa reduziert. Und hätte der europäischen Rüstungsindustrie weniger Aufträge beschert. Es hätte zudem dazu geführt, dass Europa weiterhin im großen Stil Rüstungsgüter in den USA einkauft, die Entwicklung vieler Waffensysteme also den Amerikanern überlässt.
Hätte.
Aber so ist es nicht gekommen. Die vielen Milliarden, die Deutschland und Europa in die Hand nehmen wollen, werden auch in den Ausbau einer heimischen Rüstungsindustrie fließen. Das wird zu Lasten der Amerikaner gehen. Donald Trump hat also (einmal mehr) nicht das erreicht, was er sich vorgestellt hat. Europa wird nicht nur Geld in die Hand nehmen, um sich gegen einen möglichen Angriff Russlands wehren zu können. Europa wird für den Rüstungsbereich eine eigene Industriepolitik vorantreiben – zu Lasten der Amerikaner.
Rheinmetall-Aktie auf 1-Jahres-Sicht
Das hat einen einfachen Grund: Europa will im Fall einer Krise nicht von der Meinung der Amerikaner („Selenskyj ist ein Diktator“; „Ich vertraue Putin“) abhängig sein. Will Europa unabhängig von den ‚Meinungen‘ amerikanischer Präsidenten sein, muss es selbst bestimmen können, welche Waffen es braucht. Und im Krisenfall einsetzt. Ohne die Panzerabwehrwaffe Javelin hätten die Ukrainer sich in den ersten Tagen des Krieges sehr schwergetan, den Angriff abzuwehren. Geliefert wurde die Javelin – von den USA.
Rheinmetall-Aktie auf 1-Monats-Sicht
Für die Amerikaner wird das (auch) unbequem. Deren Waffen werden dadurch (für sie selber) deutlich teurer. Die Entwicklung moderner Waffensysteme wie zum Beispiel von Kampfflugzeugen erfordert oft Beträge von 50-100 Mrd. Dollar. Dieses Geld wird nur für die Entwicklung aufgewendet und später dann über möglichst hohe Verkaufszahlen wieder hereingeholt. Das Geld für die Entwicklung von Waffen werden die amerikanischen Steuerzahler weiterhin aufwenden müssen – ohne dass sich die Europäer durch spätere Käufe zum Beispiel von Kampfflugzeugen an der Anfangsinvestition beteiligen werden.
Zudem wird in Zukunft auch Europa versuchen, möglichst hohe Stückzahlen zu erreichen. Durch Waffenexporte. Ich persönlich bin im Rüstungsbereich nicht investiert. Das wird auch so bleiben.
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