Instagram

Woran Du ein Schneeballsystem auf Instagram erkennst

Christian Thiel

Judith Henke

28. Dezember 2022

In den sozialen Netzwerken stoßen Nutzer immer wieder auf atemberaubende Rendite-Versprechen. Meistens gilt aber: Finger weg!

Vielleicht kennt sich der ein oder andere Leser mit griechischer Mythologie aus. Der Halbgott Herkules kämpfte der Legende nach gegen das Ungeheuer Hydra. Kein leichter Kampf: Denn, wenn er der Wasserschlange einen ihrer neun Köpfe abschlug, wuchsen direkt zwei neue nach.

Genauso fühle ich mich manchmal bei meinen Recherchen zu dubiosen Geldanlage-Angeboten in den sozialen Medien. Denn vor allem Schneeballsysteme wachsen auf Instagram wie Pilze aus dem Boden – und finden erschreckend viele Opfer, die einzahlen.

Dabei sind solche Konstrukte in Deutschland eigentlich verboten. An der Spitze eines Schneeballsystems steht der Initiator. Er führt ein Finanzprodukt ein – zum Beispiel eine neue Kryptowährung oder einen Trading-Roboter. Seine Vertriebler bringen das Produkt nun in Umlauf und prahlen auf Instagram mit ihrem Reichtum. Die Botschaft: „So wie ich kannst Du auch werden – aber dafür müsst Du meinen Anlageempfehlungen folgen.“ So finden sich genug Kunden, die in das System einzahlen und – gegen eine finanzielle Belohnung – weitere Kunden anwerben. Solange die Mitgliederzahlen wachsen, geht das gut. Doch sobald die Zahl der Neukunden stagniert, verliert die große Masse der Kunden ihr investiertes Geld.

Sicher denken nun einige von Euch: „Selbst dran schuld, wenn Anleger auf sowas hineinfallen.“ Doch denkt mal darüber nach: Diese Systeme werden von Kriminellen geschaffen. Das Geld argloser Kunden ist nun in deren Händen. Geld bedeutet Macht – und wollt ihr wirklich, dass solche Menschen Einfluss haben und erbeutetes Geld in weitere kriminelle Machenschaften investieren?

Deshalb knöpfe ich mir immer wieder Finanzprodukte vor, die auf Instagram beworben werden – und die meiner Meinung nach an eine Art Schneeballsystem erinnern.

Gerd Kommer und Christian Thiel im Gespräch

So habe ich mir eine neue Kryptowährung genauer angeschaut: PLC Ultima. Wer sich mit Bitcoin auskennt, weiß: Die Rechenleistung für das Mining ist mittlerweile so hoch, dass Einzelpersonen auf normalen Computern damit keine Bitcoins mehr schürfen können. Genau hier setzt PLC Ultima mit seiner Vermarktungsstrategie an. Jeder könne neue Coins erzeugen, ganz einfach auf dem Smartphone. Dort müsse der Anleger einfach einen Coin „einpflanzen“ – und der vermehre sich dann quasi von selbst.

Vielleicht haben die Unternehmer hinter PLC Ultima recht und es winken wirklich hohe Gewinne. Aber bevor ihr aus Angst, etwas zu verpassen, investiert: Ich habe einige Merkmale entdeckt, die aus meiner Sicht Warnsignale sein könnten. Hier liste ich sie nun auf: 

  1. Der Coin ist an keiner der richtig bekannten Kryptobörsen gelistet.
  2. Die Rendite, die von einigen Vertrieblern suggeriert wird, ist auffallend hoch.
  3. Die Sitze der Unternehmen hinter dem Coin sind in Schattenfinanzplätzen wie St. Vincent und die Grenadinen oder Zypern.
  4. Der Coin wird mithilfe eines Vertriebssystems beworben, das den Vertriebler pro neu angeworbenen Kunden entlohnt. Werben diese Neukunden wieder Kunden an, winkt ebenfalls eine Provision.

Außerdem habe ich mir noch ein weiteres Finanzprodukt angesehen. Es handelt sich um eine Trading-Software mit Künstlicher Intelligenz. Sie würde vollautomatisch für den Kunden mit Kryptowährungen handeln und auf Währungskurse wetten, zusätzlich würde ein Trader die Software überwachen, wirbt das Unternehmen „Trust Your Universe.“ Kann ja sein – aber das sind aus meiner Sicht Warnsignale: 

  1. In der Verkaufspräsentation ist von einer monatlich erwarteten Rendite von bis zu 10 Prozent die Rede.
  2. Die Software wird wieder mithilfe eines Multi-Level-Marketing-Systems beworben.
  3. Unübersichtliche Unternehmensstruktur, mal wieder eine Adresse auf St. Vincent und die Grenadinen.
  4. Die Handelsplattform, auf die das Unternehmen zurückgreift, sitzt nicht in einem EU-Land.

Sowohl PLC Ultima als auch Trust Your Universe haben den Vorwurf, dass es sich bei ihren Produkten um Schneeballsysteme handeln könnte, scharf zurückgewiesen.

Wem ihr glauben wollt, könnt ihr natürlich selbst entscheiden. Aber was ich anhand dieser Beispiele klarmachen wollte: Es gibt bestimmte Merkmale, die Euch generell skeptisch machen sollten. Dazu gehören Firmensitze auf Steueroasen, das Versprechen, quasi im Schlaf hohe Rendite einzufahren sowie Werbung mithilfe von Multi-Level-Marketing-Systemen. Außerdem gilt: Wenn ihr nicht mit eigenen Worten erklären könnt, warum Euch ein Finanzprodukt reicher machen kann als vorher, habt ihr es nicht verstanden und solltet davon die Finger lassen.

Wenn du mehr erfahren möchtest, kannst du gerne in mein Podcastgespräch mit Christian reinhören. Du findest es hier:

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